Wald-Nachmittag
13. Juni 2025
Wald-Nachmittag mit dieBasis Kreisverband Amberg-Sulzbach
Der 30. Mai 2025 zeigte sich wettertechnisch von seiner besten Seite. Eine stattliche Zahl von 24 Teilnehmern hatte sich auf Einladung der Partei dieBasis aus dem Kreisverband Amberg-Sulzbach zu einem informativen Wald-Nachmittag in den Wäldern bei Diebis eingefunden. Förster Anton Preischl begrüßte die Interessierten und besonders Waldbesitzer Richard Beer, auf dessen Waldflächen der Nachmittag stattfinden sollte.
Preischl zitierte zu Beginn des Nachmittags das Motto „Waldumbau im Zeichen des Klimawandels und Holzeinschlag: ein Widerspruch ? Diesen vermeintlichen Widerspruch gelte es aufzulösen.
Im Mittelpunkt des ersten Waldorts stand eine neu angelegte Rückegasse in einem Kiefern-Altbestand. Eine Rückegasse konzentriert das Befahren des Waldbodens auf 4 m breite Gassen, die im Abstand von 30 – 40 m parallel zueinander durch den Bestand verlaufen und auf Dauer bestehen bleiben. D.h. auch bei zukünftigen Durchforstungsmaßnahmen werden wieder nur dieselben Rückegassen benutzt.
Folglich bleibt die weitaus größere Waldfläche zwischen den Gassen von Bodenverdichtung, die weitreichende Schäden für das Wurzelwachstum der Bäume durch „Kreuz- und Querfahren“ mit sich bringen würde, verschont. Am Waldboden können sich Bäume durch Anflug oder Aufschlag (Eicheln, Bucheckern) natürlich verjüngen und unbehelligt entwickeln.
Außerdem ermöglicht das Rückegassen-System, dass zu jeder Zeit im Laufe eines Bestandsalters Bäume entnommen werden können, z.B. weil sie vom Borkenkäfer befallen sind oder um den verbleibenden, qualitativ besseren Konkurrenten Kronenfreiheit zur Entfaltung geben zu können oder um der nachwachsenden Bestandsschicht, sprich Verjüngung, ausreichend Licht zu geben. Auf diese Weise kann langfristig ein naturnaher Wald mit verschieden alten Baumschichten und unterschiedlichen Waldstrukturen entstehen. Ein Rückegassen-System schafft so zusagen Ordnung für alle Waldarbeiten und ist Voraussetzung für naturnahen Waldbau.
Die Bäume werden mit der Krone zur Rückegasse hin gefällt und aus dem Bestand gerückt, d.h. mit dem Rückezug gefahren oder mit dem Seilschlepper gezogen. Die für Waldspaziergänger hinderliche Reisigmatte auf den Rückegassen entsteht beim Entasten der Kronen durch den Harvester und dient dem Rückezug als wichtige Armierung bei feuchtem Bodenzustand. Bei sehr schlechter Witterung muss das Rücken trotzdem unterbrochen werden, bevor tiefe Geleise mit Bodendurchbruch entstehen.
Preischl betonte, dass dieses Rückegassen-System notwendig und sinnvoll sei, völlig unabhängig davon, ob die Fällung vom Harvester oder von einem Waldarbeiter mit der Motorsäge durchgeführt wird. Die Stämme oder Stammabschnitte müssen so oder so aus dem Bestand gebracht werden, um den umweltverträglich und vor der Haustür nachwachsenden Rohstoff Holz unserer heimischen Sägeindustrie und letztendlich unserer Volkswirtschaft zur Verfügung zu stellen. Die schlechteren Alternativen wären mehr Holzimporte aus Osteuropa oder Skandinavien bei vermutlich weniger naturverträglichen Waldbaumethoden. Oder ein Ersetzen von Holz durch andere Rohstoffe wie Beton, Stahl oder Kunststoffe.
Der nächste Waldort war eine Pflanzfläche mit Wildschutzzaun (ca. ein Tagwerk groß) und darin ca. 1300 Roterlen, Stieleichen und Weißtannen. Hier wurden heimische Baumarten gepflanzt, die im vorhandenen Altbestand aus Kiefern und Fichten nicht vorhanden sind und die sich deshalb nicht natürlich verjüngen können. Andererseits sind gerade diese Tiefwurzler aufgrund des wechselfeuchten Standorts für die nächste Bestandsgeneration als stabilisierende Elemente sehr wichtig. Die Verteilung der verschiedenen Baumarten erfolgte hier gruppenweise im Sinne einer leichteren zukünftigen Pflege.
Preischl verwies darauf, dass von Natur aus in unserer Region Mischwälder aus Eichen, Kiefern, Rotbuchen, Hainbuchen, Birken, Ahorn, Kirschen, Linden, Weißtannen vorherrschen würden, die u.a. vor Jahrhunderten dem Holzbedarf beim Erzabbau und bei der Eisenverhüttung zum Opfer fielen und mit - zunächst einfacher zu begründeten - Kiefern und Fichten wieder aufgeforstet wurden. In diese Zeit fällt wohl auch der Ursprung des Gedankens der Nachhaltigkeit.
Seit einigen Jahrzehnten – also schon bevor der Klimawandel ein Thema wurde - erkennt man zunehmend die Nachteile von Reinbeständen und betreibt den Waldumbau hin zu naturnäheren und stabileren Mischbeständen. Neu dabei ist, dass man in kleinen Anteilen über die heimischen Baumarten hinaus auch Baumarten aus süd- und südosteuropäischen Wäldern beimischt, die dort heute schon bei klimatischen Bedingungen gut gedeihen, die wir lt. Prognose in einigen Jahrzehnten auch bei uns haben werden. Zu diesen sog. (als Waldbaum bei uns) neuen Baumarten zählen u.a. Edelkastanie, Baumhasel, Nußbaumarten, Zedern und die Bornmüllertanne.
Waldort 3 waren mehrere gezäunte Verjüngungsflächen in Hektargrößen unter lichten Kiefern-Altbeständen. Auf diesen Flächen hat Waldbesitzer Beer in den vergangenen Jahren zahlreiche Mischbaumarten (u.a. Rotbuche, Weißtanne, Linden, Hainbuche, Vogelkirschen, Ahorn, Douglasie, Lärche) in intensiver Mischung gepflanzt. Was Beer nicht gepflanzt hat, sind die - obwohl keine Eichen im Altbestand zu finden sind - zahlreiche Stieleichen. Diese natürliche Eichenverjüngung stammt aus Eichelhähersaat. Eichelhäher (und auch Eichhörnchen) legen Wintervorräte an unzähligen Stellen im Wald an und finden bei weitem nicht alle wieder. Daraus entsteht oft eine wertvolle Eichen-Naturverjüngung, die mehrere hundert Meter von den nächsten Alteichen entfernt sein kann. Diese Eichen können sich - dank des Zaunschutzes unbehelligt vom Rehwild-Verbiss - zusammen mit den gepflanzten Mischbaumarten zu einem heranwachsenden Jungwald entwickeln. Außerhalb des Zaunes war von einer Eichen-Naturverjüngung leider nichts zu sehen. Ein Indiz dafür, dass der Rehwild-Verbissdruck deutlich zu groß ist. Lt. Jagdgesetz müsste die Jagd so ausgeübt werden, dass die natürliche Verjüngung der Hauptbaumarten ohne Schutzmaßnahmen möglich ist. Weil die natürlichen Feinde des Rehs - nämlich Luchs und Wolf - nicht mehr vorhanden sind und die milden Winter keine relevante reduzierende Wirkung mehr auf den Rehwildbestand haben, wäre oder ist umso mehr der Jäger gefragt, waldgerechte Rehwildbestände herzustellen.
Beer betonte die immense Bedeutung von Laubholz, also des Laubabfalls für die Zersetzung der Nadelholzstreu zu Humus und den daraus resultierenden Nährstoffkreislauf.
An Waldort 4 war eine vor bereits fast 30 Jahren gepflanzte, mittlerweile mehrere Meter hohe Verjüngung aus vorwiegend Weißtannen und Rotbuchen zu sehen. Beer wies darauf hin, dass diese nachwachsende Schicht dringend mehr Licht braucht, was am Wuchsverhalten und an den kürzer werdenden Gipfeltrieben erkennbar ist. Er plant mit sorgfältiger händischer Fällungstechnik die Entnahme eines Teils der Altkiefern, um dadurch der Verjüngung mehr Licht zu verschaffen. Dass dabei qualitativ schöne und starke Kiefern als Sägeholz verkauft werden können, ist das Ziel der Forstwirtschaft.
Die Besuchergruppe konnte auch mehrere starke Biotopbäume, die wegen vorhandener Bruthöhlen oder anderer für den Artenschutz wertvoller Eigenschaften (Spaltenquartiere, Befall durch besondere Pilzarten, Fäule u.a.) nicht gefällt werden und bis zum Zusammenbruch und ihrer Zersetzung als liegendes Totholz im Wald verleiben. Preischl verwies dabei auf das Konzept „Nutzen UND Schützen“ auf ein und derselben Waldfläche. Eine ausreichende Zahl von Altbäumen wird der Natur überlassen, die anderen Bäume werden im Rahmen einer nachhaltigen Forstwirtschaft genutzt. Dieser Weg sei ganzheitlich betrachtet ökologisch wertvoller als ein unbeschränktes und ideologisch gelenktes Streben nach Stilllegung unserer Wälder, ohne den Rohstoffbedarf unserer Gesellschaft zu bedenken.
Beer betreibt seinen Waldumbau mit großem handwerklichen Können und hohem persönlichen Engagement seit fast dreißig Jahren und kann mittlerweile auf rund 20 Hektar herausragende Umbauflächen präsentieren. Dafür wurde im bereits 2015 der „Bayerische Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung“ verliehen.
Auf die Frage nach dem Zusammenhang von Kohlendioxid und Baumwachstum hin erklärte Preischl, dass der Baum (wie jede Pflanze) über die Wurzeln Wasser mit bestimmten Nährstoffen aufnimmt und in die Nadeln bzw. Blätter transportiert. Dort bildet er - mit Hilfe der Energie des Sonnenlichts und des Kohlendioxids aus der Luft – Glucose als Grundbestandteil für sein Wachstum. Dabei wird Sauerstoff freigesetzt und Kohlenstoff im Holz gebunden. Der Prozess heißt Photosynthese.
Beer und Preischl zeigten sich zum Abschluss beeindruckt vom regen Interesse und der zahlreichen Teilnahme an diesem dreistündigen Wald-Nachmittag und freuten sich über den gelungenen Ausklang mit Brotzeit und Getränken auf der sonnigen Terrasse beim Schmankerl-Service Hofstetter.
Text: Anton Preischl
Fotos: Janba
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